Psychotherapie
Psychische Probleme und Belastungen sind oft mit viel Leid verbunden. Mit einer Psychotherapie werden seelische Erkrankungen behandelt. Dafür gibt es verschiedene Methoden und unterschiedliche Zugangswege.
Diese Möglichkeiten der ambulanten Psychotherapie gibt es:
Für Betroffene erscheinen seelische Probleme oft unüberwindbar. Die ambulante Psychotherapie hilft Menschen dabei, mit seelischen Belastungen umzugehen und Blockaden zu lösen. Dazu zählen neben der klassischen Einzeltherapie zusätzliche Versorgungselemente wie die Gruppentherapie oder die Akutbehandlung. In vielen Fällen ist die Psychotherapie auch als Videosprechstunde möglich.
Der erste Schritt führt immer in die psychotherapeutische Sprechstunde, auf die Patientinnen und Patienten Anspruch haben. Hier lässt sich klären, welches Angebot am besten hilft. Zum Beispiel die Akutbehandlung bei akuten Krisen. Sie dient auch dazu, einen Patienten so zu stabilisieren, dass er an einer Psychotherapie teilnehmen kann bzw. an anderen ambulanten, teilstationären oder stationären Hilfen. Bis zu zwölf Therapiestunden sind möglich. Für die Akutbehandlung ist kein Antrag bei der Krankenkasse nötig. Die Akutbehandlung kann nach der Sprechstunde direkt beginnen.
Alternativ werden in probatorischen Sitzungen Kurz- und Langzeittherapien vorbereitet und bei der Krankenkasse beantragt.
In Deutschland dürfen Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit einem von vier wissenschaftlich anerkannten Therapieverfahren ambulant behandeln. Die Analytische Psychotherapie: Hierbei werden spontane Einfälle frei miteinander verknüpft, um Verdrängtes bewusst zu machen. Die Systemische Therapie: Sie stellt das soziale System wie die Familie in den Mittelpunkt und bezieht diese, wenn sinnvoll, in die Therapie ein. Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie: Hier geht es darum, tiefsitzende unbewusste Einflüsse herauszuarbeiten. Die Gespräche umfassen Themen wie innere Spannungen und Beziehungsprobleme. Die Verhaltenstherapie: Sie geht psychische Symptome und Belastungen wie Depressionen oder Ängste mit gezielten Übungen direkt an.
Alle Psychotherapieverfahren können als Einzeltherapie, Gruppentherapie oder kombiniert stattfinden. Gruppentherapien gelten als mindestens genauso wirksam wie Einzeltherapien. Der Austausch mit anderen hilft auch dabei, sich selbst besser zu verstehen. Ein Therapeut betreut drei bis neun Teilnehmende. Bei größeren Gruppen kommt eine weitere Therapeutin oder ein weiterer Therapeut hinzu. Die Gruppentherapie gibt es auch als Grundversorgung. Es braucht also keinen Antrag bei der Krankenkasse. Patientinnen und Patienten, die unsicher sind, ob die Gruppentherapie das Richtige ist, können diese Form somit ausprobieren. Sie erhalten wichtige Infos zur Therapie und entscheiden gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten, wie es danach weitergeht.
Die Angebote der ambulanten Psychotherapie können auch von Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Sie bekommen zusätzliche Stunden, wenn Bezugspersonen einbezogen werden, egal für welche Therapieform sich Patientinnen und Patienten entscheiden. Für eine Psychotherapie braucht es keine Überweisung. Praxen sind zur Terminvereinbarung telefonisch erreichbar. Mindestens 200 Minuten pro Woche bei vollem Versorgungsauftrag.
Online finden Patientinnen und Patienten passende Praxen in der Nähe, unter psychotherapiesuche.116117.de. Bei der Terminsuche hilft auch der Terminservice der Kassenärztlichen Vereinigungen, telefonisch unter 116117 oder auf eterminservice.de. Alle Details zur ambulanten Psychotherapie zum Nachlesen gibt es auf 116117.de/psychotherapie.
Ohne Vermittlungscode können Sie zunächst einen Termin in der Sprechstunde einer verfügbaren Psychotherapie-Praxis vereinbaren. In der Sprechstunde wird dann geklärt, welche Behandlung und welche Therapieform für Sie sinnvoll ist.
Entweder geht es dann mit einer Behandlung direkt in der Praxis weiter oder Sie erhalten ein Formular (das sogenannte PTV 11) und einen Vermittlungscode.
Mit diesem Code können Sie bei der 116117 telefonisch oder mit dem eTerminservice online einen Termin in einer anderen verfügbaren Psychotherapie-Praxis vereinbaren.
Bei einer Entlassung aus einer Krankenhaus- oder Rehabilitationsbehandlung mit psychischer Diagnose ist kein Formular PTV 11 und kein Vermittlungscode zur Terminvermittlung erforderlich.
In diesem Fall können Termine für probatorische Sitzungen direkt auch schon während des stationären Aufenthalts vereinbart und wahrgenommen werden.
Nach einer psychotherapeutischen Sprechstunde erhalten Sie ein Formular, das sogenannte PTV 11. Darauf vermerkt ist das Ergebnis der Sprechstunde, die Behandlungsempfehlung und ein Vermittlungscode.
Nun können Sie für die empfohlene Behandlung einen Termin zur
- Psychotherapeutischen Akutbehandlung oder
- für eine Probatorische Sitzung vereinbaren.
Dafür muss auf dem Formular vermerkt sein, dass die ambulante Psychotherapie „zeitnah erforderlich“ ist. Die Akutbehandlung oder die anschließende Psychotherapie wird dann in der vermittelten Praxis durchgeführt.
Sollten Sie einen Termin nicht wahrnehmen können, sagen Sie ihn bitte ab:
- telefonisch unter der Rufnummer 116117 wo Sie gleich auch einen neuen Termin vereinbaren können,
- online im eTermin-Service unter "Buchung verwalten". Den Link dorthin finden Sie auch in Ihrer Bestätigungs-E-Mail. Anschließend können Sie direkt einen neuen Termin buchen.
Falls die „Chemie“ zwischen Ihnen und dem Therapeuten oder der Therapeutin nicht stimmt, können Sie über die 116117 einen Termin in einer anderen Psychotherapie-Praxis vereinbaren.
Einstieg in die Behandlung: Psychotherapeutische Sprechstunde
Die psychotherapeutischen Sprechstunde muss immer vor Beginn einer psychotherapeutischen Behandlung stattfinden. In der Sprechstunde geht es um das Kennenlernen und Abklären. In ersten Gesprächen wird unter anderem geklärt:
- Liegt eine psychische Diagnose vor?
- Kann eine Psychotherapie helfen?
- Welche Therapiemethode passt am besten zu Ihnen?
- Sind alternative Angebote für Sie sinnvoller? Zum Beispiel Präventionskurse, Reha, Tagesklinik, Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen.
Sie erfahren, wie Ihnen konkret geholfen werden kann und welche weiteren Schritte dafür erforderlich sind.
Hinweis: Für eine Psychotherapie ist es wichtig, dass die „Chemie“ zwischen Ihnen und Ihrer Psychotherapeutin oder Ihrem Psychotherapeuten stimmt. Sie dürfen daher Erstgespräche mit verschiedenen Therapeutinnen und -therapeuten führen.
Termin für eine psychotherapeutische Sprechstunde vereinbaren
Kurzfristige Hilfen
Psychotherapeutische Hilfsangebote ohne Genehmigung durch die Krankenkassen:
Psychotherapeutische Akutbehandlung - kurzfristige Termine für schwere und akute Belastungen
Wenn eine Krisenintervention oder eine psychotherapeutische Behandlung besonders dringend oder akut erforderlich ist, können bis zu 12 Gespräche zu je 50 Minuten Dauer durchgeführt werden.
Kürzere Gespräche und dafür mehr Termine sind möglich. Fragen Sie Ihren Psychotherapeuten oder Ihre Psychotherapeutin, ob eine Akutbehandlung für Sie sinnvoll ist.
Wurde bereits eine Psychotherapeutische Sprechstunde besucht, haben Sie eventuell schon eine Empfehlung für eine Akutbehandlung bekommen. Dafür benötigen Sie das sogenannte Formular PTV 11, auf dem Sie einen Vermittlungscode finden. Mit diesem Code können Sie telefonisch bei der 116117 oder online nach verfügbaren Praxen suchen, die eine Akutbehandlung anbieten.
Gruppenpsychotherapeutische Grundversorgung – Kurzfristige Hilfe bei psychischen Belastungen
Aus der Forschung weiß man, dass Psychotherapie in der Gruppe genauso gut wirkt wie das Einzelgespräch. Wenn Sie noch nicht wissen, ob Gruppenpsychotherapie das Richtige für Sie ist, fragen Sie nach der gruppenpsychotherapeutischen Grundversorgung.
In kleinen Gruppen und wenigen Terminen können Sie für sich klären, ob Ihnen eine Gruppe helfen kann und dabei gleich live ausprobieren.
In der Gruppe wird individuell auf Ihre Probleme und Fragen eingegangen, ohne dass Sie sich schon für eine längerfristige Behandlung entscheiden müssen.
Sie erhalten erste Hilfestellungen zum Umgang mit psychischen Belastungen.
Langfristige Hilfen
Ihre Psychotherapeutin oder ihr Psychotherapeut entscheidet mit Ihnen gemeinsam, wie lange die Behandlung dauern soll. Sprechen Sie es an, wenn Sie Sorge haben, ein zu kurzes oder nicht passendes Therapieangebot zu bekommen.
Wenn Akutbehandlung oder Gruppenpsychotherapeutische Grundversorgung nicht ausreichen, kann – auch im Anschluss an die kurzfristigen Hilfen – eine Kurz- oder Langzeittherapie gemacht werden. Diese Psychotherapien finden entweder einzeln, in der Gruppe oder kombiniert statt und basieren auf einem von vier wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren.
Therapie alleine oder in der Gruppe?
Einzeltherapie
Im vertraulichen Zweiergespräch werden Therapieziele vereinbart, Probleme besprochen und Beschwerden
gelindert. Wenn therapeutisch sinnvoll, werden vertraute Bezugspersonen einbezogen.
Möglich ist auch eine Kombination aus Einzeltherapie und Gruppentherapie.
Gruppentherapie
In vertraulichen Gruppengesprächen werden Probleme gemeinsam angegangen. Ein großer Vorteil von Gruppentherapie sind die unterschiedlichen Rückmeldungen der anderen Teilnehmer und Teilnehmerinnen die helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen..
In der Gruppe erleben die Teilnehmer*innen, wie sie ihre Beziehungen zu anderen Menschen gestalten und lernen unterschiedliche Sichtweise kennen.
Gemeinsam mit der kraft- und haltgebenden Erfahrung in der Gruppe können so Belastungen verstanden und gelindert werden.
Therapieverfahren
In der analytischen Psychotherapie geht es darum, belastende verdrängte Gefühle oder Beziehungsmuster aus der Lebensgeschichte bewusst zu machen und zu bearbeiten. Häufig wird spontanen Einfällen im Gespräch freien Lauf gelassen (freie Assoziation). Das bewusstere Verständnis von sich selbst kann Veränderungen in Gang setzen.
Dauer:
- 2-3 Therapiestunden pro Woche
- 2 bis 4 Jahre
In der Systemischen Therapie steht das Sozialsystem (z. B. die Familie) im Mittelpunkt. Hieraus können Belastungen der Patientinnen und Patienten hervorgehen. Häufig werden Bezugspersonen direkt in
die Therapie einbezogen, um Veränderungen in Beziehungen oder in der Kommunikation mit anderen anzustoßen.
Dauer:
- ca. 1 Therapiestunde pro Woche
- einige Monate bis 1,5 Jahre
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie nimmt an, dass Belastungen aus (verinnerlichten) Beziehungserfahrungen aus aktuellen oder früheren Lebensphasen resultieren.
Die Patientinnen und Patienten setzen sich mit unbewussten Konflikten und Motiven auseinander und arbeiten an konkreten Therapiezielen.
Mit Hilfe der Psychotherapeutinnen und -therapeuten werden Zusammenhänge zu aktuellen Belastungen verstanden, was zu Entlastung und Veränderung führt.
Dauer:
- 1-2 Therapiestunden pro Woche
- einige Monate bis 3 Jahre
Die Verhaltenstherapie geht davon aus, dass Belastungen „erlernt“ sind. Durch Änderungen im eigenen Verhalten, Denken und Fühlen kann eine Entlastung erreicht werden. Häufig werden praktische Übungen zum Umgang mit Symptomen eingesetzt, auch außerhalb der Therapiestunden.
Dauer:
- ca. 1 Therapiestunde pro Woche
- einige Monate bis 2 Jahre
Therapiedauer
- 12 bis 24 Therapiestunden (1 Therapiestunde entspricht 50 Minuten bei Einzeltherapie bzw. 100 Minuten bei Gruppentherapie)
- einige Monate bis ca. ein Jahr,
- kann in Langzeittherapie umgewandelt werden
- je nach Methode ca. 30 bis 60 Therapiestunden (1 Therapiestunde entspricht 50 Minuten bei Einzeltherapie bzw. 100 Minuten bei Gruppentherapie),
- mindestens ein Jahr oder länger,
- kann bei Bedarf verlängert werden
Infomaterial zum Herunterladen
- Schaubild: Was tun bei psychischen Belastungen? Übersicht psychotherapeutischer Versorgungsangebote (PDF, 551 KB)
- Schaubild: Welche Therapieform passt zu mir? Übersicht ambulante Psychotherapie (PDF, 625 KB)
- Patienteninformation: Was tun bei psychischen Belastungen? Checkliste - erste Schritte zur Behandlung (PDF, 625 KB)
- Infoblatt im Rahmen einer psychotherapeutischen Sprechstunde (PDF, 2.7 MB)
Hilfreiche Weblinks
patienten-Informationen.de - Verhalten und Psyche
(Anbieter: Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin)
gesundheitsinformationen.de - Psyche, Gehirn und Nerven
(Anbieter: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen)
gesund.bund.de - psychischen Störungen
(Anbieter: Bundesministerium für Gesundheit)
Deutschlandweite Suche nach Krisendiensten und Beratungsstellen
(Anbieter: Stiftung Deutsche Depressionshilfe)
Adressen von Beratungsstellen
(Anbieter: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)